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Lesen lernen mit Comics

Warum sind Comics zum Lesenlernen eine super Idee? Worauf kommt es für Kinder beim Comic an? Wir haben nachgeforscht!

Comics haben hierzulande mit einem eher schlechten Image zu kämpfen, jedenfalls im Vergleich zu ‚richtigen‘ Büchern. Im besten Falle gelten Comics als unterhaltsam und als effektiver Zeitvertreib für Kinder. Anspruch oder sinnvolle Förderung werden mit der Welt der Comics dagegen wenig bis gar nicht in Verbindung gebracht. Aber das ist ein Fehler. Denn Comics sind viel, viel besser als ihr Ruf, triviale Heftchen mit oberflächlichen Bildergeschichten zu sein. Ja, ganz im Gegenteil verlangen Comics einem einiges an Fähigkeiten für die Entschlüsselung ihrer Geschichten ab. Und sie vermögen dazu noch etwas ganz Besonderes, das uns bei Leseliebe zu riesengroßen Comic-Fans machen: Comics fördern die Lust am Lesen! Comics erleichtern das Lesenlernen! Und Comics vermitteln grandios zwischen den noch geringen Lesefertigkeiten und den schon hohen intellektuellen Fähigkeiten im Grundschulalter.

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Lesenlernen mit Comics: Das ist das Geheimnis

Warum Lesenlernen mit Comics so gut funktioniert hat im Wesentlichen folgende Gründe:

  1. Die kurzen Texthappen wecken eher Neugier statt durch pure Textmasse zu überfordern.
  2. Gesprochener Text steht in Sprechblasen, Gedanken in Gedankenblasen, die Erzählerstimme meist in rechteckigen Kästen. Jede Figur ist leicht erkennbar, ebenso wie das, was sie sagt. Durch diese klare Struktur machen Comics es Kindern leicht, sich in komplexen Erzählelementen zurechtzufinden und dem Textverlauf zu folgen.
  3. Die insgesamt übersichtliche Textmenge ermöglicht schnelle Erfolgserlebnisse.
  4. Die meist knappe und eindeutige Sprache erleichtert den Lesefluss, ebenso wie die häufige Verwendung von Großbuchstaben.
  5. Die Comic-Helden und -Heldinnen sind oft coole Superheld*innen, aufrührerisch-freche Kids oder liebenswerte Looser und damit Figuren, mit denen sich Kinder gerne identifizieren.
  6. Viele Comics für Kinder kombinieren Witz und Action und bringen so besonders leicht zum Lachen und Mitfiebern. Oder anders: Comics haben einen enormen Unterhaltungswert.
  7. Schrift kann im Comic auch zu einem gestalterischen Element werden, zum Beispiel bei Lautmalerei oder zum Ausdruck von Gefühlen. Bei Angst sind die Linien vielleicht ganz zittrig gemalt oder das „Bumm“ einer Explosion erscheint in großen, knallig gefärbten Buchstaben und mit gezackter Umrandung. Solch eine kreative und innovative Typografie betont den spielerisch-spaßigen Aspekt von Lesen, statt den anstrengenden Faktor Lernen.
  8. Durch die Bilder wird das Verständnis des Textes leichter. Weil die Bilder die Sinnerschließung vereinfachen, kann man sich auch unbekannte Begriffe visuell erschließen. So erweitern Comics auch den Wortschatz.
  9. Comics sind ein sehr sinnvoller Zwischenschritt auf dem Weg vom Bilderbuch zum reinen Textbuch, vom Vorleseerlebnis hin zum ersten Abtauchen in faszinierende Buchwelten beim Selberlesen.
  10. Die Bilder bieten durch ihre hohe Erlebnisqualität und ihre Anhebung von Handlungsniveau und -komplexität einen persönlichen Gewinn durchs Lesen. Wie genau das gelingt, liest du im nächsten Abschnitt.
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Wie Comics zum Lesen motivieren

Bilder üben schon im Moment der Betrachtung eine Wirkung aus. Ganz ohne mühsames Entziffern weckt ein Bild Emotionen und setzt damit ein unmittelbares Erleben in Gang. So kommt dein kleiner Leser schneller in die Geschichte hinein und kann sofort lachen, hoffen oder bibbern. Diese Art von emotionalem Erlebnis ist der besondere Reiz, der jede Form von Erzählung – ob Buch, Hörbuch, Film oder Bildergeschichte – so anziehend macht. Und genau dieses Erlebnis ist für Kinder mit geringen Lesefähigkeiten über einen reinen Fließtext schwer zu erreichen, über die bildreichen Comics und Comicromane dafür umso einfacher. Doch trotz der vielen Bilder stellen Kinder schnell fest, dass sich die vollständige Handlung erst in Kombination mit dem Text offenbart. Das weckt die Neugier und motiviert, auch die kurzen Texte zu entschlüsseln. Bilder machen zudem das Erzählen komplexer Situationen ohne eine anspruchsvolle Sprache möglich und entsprechen damit mehr dem geistigen Niveau von Leseanfängern als Geschichten, die allein an die Lesekompetenz angepasst sind. Comics und Comicromane bieten so mehr Inhalt und mehr Erlebnis und fördern dadurch die Lust am Lesen.

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Wie Comics dein Kind fördern & Tipps für gute Comics

Last but not least, fassen wir euch hier noch einige Vorteile von Comics für die geistige und emotionale Entwicklung deines Kindes zusammen, die alle Vorurteile gegen Comics dann hoffentlich endgültig entkräften:

  • Die Darstellung von Emotionen im Bild schult die Empathie.
  • Das genaue Anschauen und Entdecken von Details und vielleicht sogar visuellen Erzählbesonderheiten trainiert die kritische Auseinandersetzung mit dem Medium Bild. Das ist in einer solch bildlastigen Gesellschaft wie der heutigen eine wichtige Fähigkeit.
  • Dein Kind muss zwischen den unbewegten Bildern und den Texteinheiten selbständig eine sinnstiftende Verbindung herstellen. Das fordert geistige Aktivität ebenso wie das konstante Bestreben, die Welt um sich herum zu verstehen – zwei Pluspunkte in einem.

Natürlich ist auch Comic nicht gleich Comic und was Gestaltung und Anspruch angeht, gibt es riesige Unterschiede. Um die Lesemotivation anzuregen, fängt es aber schlicht mit den Comics an, die deinem Kind besonders gut gefallen, mögen die auch noch so simpel gestrickt sein. Fertig. Hat dein Kind erstmal Feuer gefangen, kannst du ihm dann stückweise alle möglichen Comic-Arten vorschlagen bis hin zu extra kunstvollen, komplexen und auch textlastigen Exemplaren.

Gibt es eine Comic-Reihe, die dein Kind geradezu verschlingt? Wenn ja, welche? Hast du als Kind auch gerne Comics gelesen? Was waren deine Lieblingshelden im Comic? Hast du einen speziellen Comic-Tipp für Leseanfänger für uns? Schreib uns gerne einen Kommentar!

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Die neusten Kommentare der Community

Klaudine

Lesen lernen mit Comics

In unserem Haus sind die Lustigen Taschenbücher immer aktuell. Eine Zeitlang war Phantomias der Held. Inzwischen gibt es keine Prioritäten mehr. Comics hatten bei uns keinen großen Einfluss auf die Lesebegeisterung. Diese war schon immer sehr hoch.