Artikel: Kinderbuchmacherin Nele Banser im Interview
 
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Nele Banser über Baby Pixi und Leseliebe

Nele Banser, Kinderbuchlektorin im Carlsen Verlag, erzählt über ihr Lieblings-Buchprojekt Baby Pixi. Leseliebe möchte es ganz genau wissen!

Leseliebe: Frau Banser, wie sind Sie zu einer ‚„Kinderbuchmacherin“ geworden?

Nele Banser: Ich habe Kunst und Kommunikationswissenschaften studiert und nebenbei viel mit Kindern gearbeitet – da lag es irgendwann nahe, beides als „Kinderbuchmacher“ zu verbinden. Neben der Uni habe ich dann die Arbeit im Kinderbuchverlag kennen und lieben gelernt – und bin bis heute dabeigeblieben.

Leseliebe: Was macht ein gutes Kinderbuch für Sie aus?

Nele Banser: Bei einem guten Kinderbuch springt ein kleiner Funke über: Es bringt die Kinder zum Staunen, es bewegt etwas und stößt Gedanken an – auch schon bei den ganz Kleinen. Dafür muss es natürlich so gemacht sein, dass Bilder und Texte zusammen funktionieren, verstanden werden und zum Alter der Kinder passen. Manchmal kann aber auch genau das Buch richtig gut sein, das kleinen Zuhörern und großen Vorlesern gerade einfach nur Spaß bringt und Begeisterung fürs (Vor)Lesen weckt

Leseliebe: Stellen Sie sich vor, Sie hätten einen magischen Wunsch frei und dürften drei Bücher bestimmen, die jedes Kind auf der Welt in seiner Kindheit lesen sollte. Für welche Bücher entscheiden Sie sich?

Nele Banser: Das ist eine gute Frage. Und eine schwierige! Momo wäre auf jeden Fall dabei, weil die Botschaft heute wichtiger denn je ist. Pippi Langstrumpf sicher auch, weil sie genauso zeitlos ist und Kindern auf eine unbeschwerte Art so viel Mut und einfach Freude macht. Und ganz sicher ein Buch, egal ob ein Pappbilderbuch für die Allerkleinsten oder ein Sachbuch für ältere Kinder, das ganz selbstverständlich die Vielfalt der Welt vermittelt und zeigt, dass jeder Mensch anders ist. Und dass gerade das unsere Welt so besonders macht.

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Leseliebe: Im Carlsen Verlag betreuen Sie unter anderem die Kindermarke Baby Pixi mit allem Drum und Dran. Wie finden Sie die Themen und eine Umsetzung, die den jüngsten Lesenachwuchs begeistern?

Nele Banser: Einige Themen ergeben sich fast von selbst, weil es die großen Lieblingsthemen unserer jüngsten Leser sind: Tiere, Baustelle oder Bauernhof zum Beispiel. Andere Themen bringt der Kleinkindalltag mit sich: Vom Anziehen am Morgen über das Trösten zwischendurch bis zum Einschlafen am Abend.

Und dann schauen wir natürlich immer, welcher Stil und welche Figuren gerade in der Kleinkindwelt beliebt sind – so haben wir schon Illustratoren entdeckt, die bisher vor allem Spielzeug oder Stoffe entworfen haben, oder zum Beispiel gerade die bekannte „Heule Eule“ zu uns ins Baby-Pixi-Programm geholt.

Viele Konzepte wachsen aber auch erst in der Zusammenarbeit mit unseren großartigen Autoren und Illustratoren, die immer wieder die Augen offenhalten, Neues ausprobieren und mit ihren Ideen schon den Anstoß für viele ganz besondere Bücher gegeben haben.

Leseliebe: Ganz neu ist die Reihe Baby Pixi Register, die so schön geworden ist, dass man sich die kleinen Büchlein auch als Erwachsener immer und immer wieder anschauen möchte. Welche Idee steckt hinter dieser Reihe?

Nele Banser: Das bunte Register ist für kleine Hände eine Art „Blätterhilfe“, es erleichtert das Umblättern und das Wiederfinden der Lieblingsseite. Unsere Baby Pixis sind oft die allererste Begegnung mit einem Buch, und die Allerkleinsten „lesen“ ja noch mit Händen und Füßen – da macht so ein Extra das Buch natürlich noch spannender. Die Idee ist aber natürlich nicht neu, es gibt schon viele schöne Pappbilderbücher mit so einem Register und wir haben das Prinzip nur noch an das besondere Baby-Pixi-Material angepasst.

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Leseliebe: Worauf sind Sie bei Baby Pixi besonders stolz? Können Sie uns Ihre persönlichen drei Top-Merkmale der Reihen nennen?

Nele Banser: Die Baby Pixis kommen bei Kleinkindeltern super an, weil sie wirklich den Alltag zwischen Bananenbrei, Sandkiste und Badewanne mitmachen. Außerdem sind sie schön klein und leicht und man kann sie überall hin mitnehmen – das weiß ich übrigens auch als Mama von zwei (jetzt gar nicht mehr so kleinen) Kindern selbst sehr zu schätzen.

Besonders schön finde ich auch, dass wir bei diesen Büchern so viele verschiedene Illustrationsstile haben und so für jeden etwas Passendes dabei ist. Es gibt ganz klassische Titel, aber auch sehr künstlerische und ungewöhnliche, die schon viele Fans haben.

Und die Kleinen selbst haben natürlich auch ihren Spaß: Die Farben leuchten auf dem besonderen Material immer toll, und die Bücher sind richtig weich und haben runde Ecken, so dass Babys und Kleinkinder mit allen Sinnen (und ersten Zähnchen) auf Entdeckungsreise gehen können.

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Leseliebe: Sie haben auch selbst Jakob-Bücher geschrieben, darunter eines zum Kindergarten-Start. Wie machen Bücher Ihrer Meinung nach den neuen Lebensabschnitt „Kindergarten“ leichter?

Nele Banser: Der Kindergarten-Start ist ja ein ganz aufregender neuer Schritt, und da können Bücher eine große Hilfe sein: Zur Vorbereitung auf den neuen Alltag, denn beim Vorlesen kann man die Kindergartenwelt schon mal aus sicherer Entfernung kennenlernen. Aber auch für ältere Kindergartenkinder kann ein Buch manchmal ein guter Anlass sein, um Vertrautes wiederzuentdecken oder um eigene Erlebnisse zu erzählen.

Leseliebe: Erzählen Sie doch mal aus dem Nähkästchen: Haben Sie eine kleine Anekdote aus dem Lektor*innen-Alltag für uns?

Nele Banser: Immer wieder erstaunlich finde ich, dass sich offenbar vor allem die Väter durch „unkaputtbar“ herausgefordert fühlen und die Bücher echten Bewährungsproben und „Härtetests“ aussetzen. Die Baby Pixis müssen aber natürlich nur das aushalten, was ein Kleinkind allein schafft. Und Werkzeuge sind eigentlich auch nicht vorgesehen… 

Leseliebe: Welches Kinderbuch oder welche Lese-Situation hat in Ihrer eigenen Kindheit einen Eindruck hinterlassen, der bis heute nachwirkt und warum?

Nele Banser: Ich bin mit „Ronja Räubertochter“ und vielen anderen Geschichten von Astrid Lindgren großgeworden und habe die Bilder und die besondere Sprache immer noch im Hinterkopf. Genauso wie die Überzeugung, dass in der Fantasie alles möglich ist. Außerdem erinnere ich mich vor allem an viele Stunden Vorlesen, und diese Situationen habe ich auch heute noch oft vor Augen – weniger die Bücher selbst als vielmehr dieses irgendwie urgemütliche Gefühl.

Leseliebe: Ergänzen Sie doch netterweise den folgenden Satz für uns: Leseliebe ist …

Nele Banser: …wenn aus kleinen Zuhörern später große Leser und dann noch größere Vorleser werden.

Autorin & Kinderbuchlektorin

Nele Banser

Nele Banser schrieb schon während ihres Studiums die ersten Pappen- und Beschäftigungsbücher. Nach Stationen in Dänemark und Schweden arbeitet sie heute als Kinderbuchlektorin beim Carlsen Verlag und lebt mit ihrer Familie in Hamburg.

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Nele Banser Lektorin

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