frech – fantastisch – abenteuerlich

Boah, ist das Zusammenleben mit den Großeltern und der Großtante langweilig. Seit seine Eltern bei einer Südsee-Expedition verschollen sind, lebt Oskar bei ihnen im kleinen Ort Waldende. Jeden Nachmittag muss er mit ihnen Canasta spielen. Er darf sich nicht mit anderen Kindern verabreden und muss bereits in aller Herrgottsfrühe schlafen gehen. Doch dann taucht auf einmal ein äußerst seltsamer Kerl auf, der ihm von einem Ort namens Drachenhöhe vorschwärmt. Oskar sei der Auserwählte und es warte eine Welt voller Abenteuer auf ihn. Er müsse sich nur dorthin wünschen. Gesagt, getan. Und es klappt tatsächlich. Nur hat ihn der Fremde offensichtlich reingelegt. Oskar ist nicht der Auserwählte, sondern soll als sogenannter Drachentöter zur Unterhaltung der Massen gegen einen gefährlichen Drachen antreten. Eines ist Oskar dabei sofort klar: Er hat nicht die geringste Chance und wenn er nicht schleunigst ein Alternativplan findet, endet er bald als Drachenfutter.

Autor Frank Schmeißer nimmt in seiner abenteuerlichen Geschichte kein Blatt vor den Mund. Grundschulkinder dürfen hier daher über genau das lachen, was sie im echten Leben auch zum Lachen bringt. Du liest von ‚stinkender, vollgefurzter Luft‘ oder eine Mütze sieht aus, „als hätte sie ihm ein Vogel auf den Kopf gekackt“. Oskar selbst ist dabei alles andere als ein imponierender Held, der dich vielleicht aber gerade deswegen umso besser mit ins fantastische Abenteuer nimmt. Es wird oft wunderbar albern und die Fantasie schlägt in der Geschichte herrliche Kapriolen. An dem fantastischen Ort, an dem Oskar landet, laufen zum Beispiel alle vier Jahreszeiten an einem einzigen Tag ab. Oder das Standard-Werk zur „Bestimmung aller magischen und nichtmagischen Arten“ von Gertrude Eleonore Fisselstick enthält auch immer Tipps zur Zubereitung entsprechender Arten. Eine besondere Vorliebe hat sie für grüne Bohnen, die jedoch auch nicht reichen, um Menschen genießbar zu machen. Dafür soll „getrüffelte Schabensuppe mit frisch gehobeltem Goldhamster“ großartig schmecken.

„Plötzlich Drachentöter“ ist der erste Band einer Trilogie, die Lachmuskeln und Fantasie gleichermaßen anregt. Gelegentlich schwingen im Hintergrund aber auch ernsthafte Themen mit, in denen sich viele Kinder wiederfinden können: das Gefühl machtlos oder reingelegt worden zu sein, sich schlechter und unbeliebter als andere zu fühlen, sich zu blamieren oder die Erkenntnis, dass Hintertürchen nicht wirklich funktionieren. Oskar ist ein unperfekter Held wie auch die Freunde, die er kennenlernt. Dennoch erlebt er die unvorstellbarsten Abenteuer. Davon liest du in einer Buchgestaltung für geübte Leser, mit kleiner Schrift und Silbentrennung. Anspruchsvolle Schwarz-weiß-Illustrationen von Helge Vogt lockern den hohen Textanteil jedoch gelungen auf, ebenso wie die optisch schön gestalteten Auszüge aus Fisselsticks Handbuch. In Band 2 und 3 geht es weiter mit dem Abenteuer voller überraschender Wendungen, die übrigens nicht einmal die Profis der Leseliebe-Redaktion vorausgesehen haben. Wenn du jetzt auch nach Drachenhöhe willst, brauchst du nur das Buch aufzuschlagen und los zu lesen!

Hat dein Kind ein fantastisches Lieblingswesen wie zum Beispiel Drachen, Einhörner oder Elben? Gibt es ein tolles Kinderbuch dazu, das du uns gerne empfehlen möchtest? Was ist deinem Kind wichtiger? Dass die Geschichte spannend oder lustig ist? Schreib uns einen Kommentar!