verständnisvoll - inspirierend - kunterbunt

Auch dein Kind kann stark und selbstsicher sein, wenn es versteht, dass alles nur eine Sache der richtigen Perspektive ist. Und diese wichtige Wahrheit macht das Bilderbuch ganz großartig begreifbar.

Die Bilderbuchgeschichte „Wir sind stark!“ stellt fünf unterschiedliche Kinder in einer Kita-Gruppe vor. „Wir verstehen uns immer alle gut“, heißt es ganz am Anfang. „Außer, wenn wir uns gerade doof finden …“ Und dann folgt auf jeder Seite ein Grund für das Doof-Finden. Jule will zum Beispiel ständig bestimmen, Lilli weint immer gleich und Milan macht dauernd in die Hose. Moment! Das ist aber nur eine Seite der Medaille. Jule kann nämlich auch tolle Seifenblasen machen und Milan super turnen. Und die Erzieherin Lena kann alle gleichzeitig am liebsten haben.

Schlechte Laune, Streit oder jemanden mal doof zu finden, gehört zum Leben dazu. Umso wichtiger ist es, damit so entspannt umzugehen wie es in diesem Bilderbuch vorgeführt wird. „Wir sind stark!“ zeigt, dass jeder Mensch viel mehr ist als nur eine einzige Eigenschaft. Auch wenn du mal etwas tust, was andere doof finden, gibt es bestimmt auch viel Gutes über dich zu sagen. Das wird hier sehr deutlich gemacht. Damit ist das Buch ein starkes Plädoyer für Toleranz und dafür, mehr als nur eine Sichtweise zuzulassen. Die geschilderten Situationen sind dabei so alltagsnah, dass sich jedes Kind leicht wiederfindet. Die Erzieherin Lena meckert zum Beispiel, wenn die Kinder nicht aufräumen oder mit dem Essen spielen. Kennt dein Kind das auch? Dann wird es hier wunderbar mitfühlen können und auf der nächsten Seite nur zu gerne gemeinsam mit den anderen Kindern seine Zunge rausstrecken. Toll, den Frust mal rauszulassen. Aber Fairness muss sein: Was kann Lena denn alles gut? Es folgt das, was man in der Pädagogik eine warme Dusche nennt: Jedes Kind sagt, was Lena gut macht. Diese Anerkennung wärmt das Herz. Da kann man doch alle einfach nur liebhaben, ganz gleich wie unterschiedlich sie sind.

Die Aufmachung des Pappenbuchs ist absolut außergewöhnlich und ebenso anregend wie der Inhalt. Gleich zu Beginn siehst du lauter fröhliche Gesichter. Wie schön. Doch diese Gesichter kannst du umklappen und schon schauen dich äußerst schlecht gelaunte Kinder an. Oje. Auch auf den nächsten Buchseiten erfährst du, dass man etwas so oder auch ganz anders sehen kann. Schmale Pappenseiten in der Mitte klappst du einzeln um. Und statt einer Schwäche des Kindes siehst du auf einmal, was es besonders gut kann. So anschaulich und unmittelbar einleuchtend können unterschiedliche Sichtweisen gestaltet sein. Die „warme Dusche“ für die Erzieherin Lena versteckt sich am Ende des Buches wie in einem Register hinter immer breiteren Seiten. Zu dieser ungewöhnlichen Aufmachung kommt ein kunterbunter, wilder Zeichenstil. Diese Bilder von Miriam Cordes kann man wirklich ewig betrachten und immer wieder etwas Neues entdecken. Denn kaum klappst du etwas um, verändert sich eine Bedeutung. Aus einer Schlange wird eine Socke, aus einer Fahne ein Segel. Es wird gematscht, gekrümelt, gekleckst. Etepetete ist woanders und Schubladendenken auch! Die Leseliebe-Redaktion findet: Dieses Buch ist ein absolutes Muss in der Kindergartenzeit und daher definitiv ein Lieblingsbuch der Redaktion.

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