lustig – tiefgründig – preisverdächtig

Die Zwillinge Lena und Josh sind total aufgeregt wegen der bevorstehenden Bescherung. Wie jedes Jahr haben sie ihre Wunschzettel an das Christkind abgeschickt, dieses Mal aber richtig coole mit Wünschen wie Smartphone oder Klavier. Ebenfalls wie jedes Jahr machen sie vor der Bescherung einen Spaziergang mit ihrem Vater, damit das Christkind den Baum schmücken und die Geschenke verteilen kann. Weil ihr Vater Ornithologe ist, führt sie der Spaziergang jedes Jahr ins Naturschutzgebiet und zur Vogelwarte. Doch als sie zurückkommen, ist der Baum noch immer kahl und von Geschenken keine Spur. Die Kinder sind schrecklich enttäuscht. Die Eltern finden, dass man auch ohne Geschenke Weihnachten feiern kann. Aber Lena und Josh lassen nicht locker. Irgendetwas stimmt hier nicht. Warum ist das Christkind nicht gekommen? Hat das vielleicht etwas mit dem seltsamen, verletzten Vogel zu tun, der in der Vogelwarte eingesperrt ist? Kurzerhand mobilisieren sie ihre Freunde und ein erstaunliches Abenteuer beginnt.

Man hätte sich bei dem Namen Juli Zeh ja eigentlich schon denken können, dass ihre Weihnachtsgeschichte kein 0815-Kinderbuch sein wird, sondern eine sehr besondere und schlaue Geschichte. Wer sich das bereits gedacht hat, wird seine Erwartungen voll und ganz erfüllt finden. Denn ihr weihnachtliches Kinderbuch hat ein absolut preisverdächtiges Niveau. Preise hat Juli Zeh für ihre (erwachsenen) Werke bekanntermaßen ja schon eine ganze Menge gewonnen (sogar das Bundesverdienstkreuz wurde ihr verliehen). Was nun dieses Buch so besonders macht, ist einiges: ein anspruchsvoller und dennoch leicht verständlicher Stil, eine ungewöhnliche, raffinierte Geschichte, die ohne aufdringliche Erzählerweisheiten für sich spricht, ein feiner Blick auf unsere Zeit und für authentische, klischeebefreite Figuren. Ihr Humor ist Kindern dabei ebenso zugänglich wie Erwachsenen und sorgt trotz Tiefsinnigkeit für einen hohen Unterhaltungsfaktor. So nimmt man aus diesem Buch leicht viele Impulse mit, zum Beispiel für ein harmonisches Miteinander in der echten Welt.

Der Verlag empfiehlt das Weihnachtsbuch ab 5 Jahren. Alleine schon wegen des hohen Bildanteils ist diese Empfehlung absolut gerechtfertigt, aber auch wegen der kurzen Sätze und der einfachen Sprache. Je älter das Kind ist, umso mehr wird es dann zwischen und hinter den Zeilen lesen und sich von den eigenwilligen Helden und ihren Handlungen im Herzen berühren lassen. Aber auch ältere Kinder werden sich noch über die vielen schönen Bilder von Lena Hesse freuen. Auf jeder Seite findest du ihre farbenfrohen Illustrationen und tauchst damit umso leichter in die besondere Atmosphäre der Geschichte ein. Die Bilder sind comicartig einfach, humorvoll und ausdrucksstark. Sie machen die Geschichte übrigens auch ideal für Selberleser etwa ab der dritten Klasse. Für die Leseliebe-Redaktion ist dieses Buch jedenfalls ein echtes Lieblingsbuch, das vielleicht sogar zur neuen Vorlesegeschichte am Heiligabend wird … alle Jahre wieder.

Kommt bei euch der Weihnachtsmann oder das Christkind? Sucht ihr die Weihnachtsgeschichten danach aus? Welche ungewöhnlichen Weihnachtsgeschichten könnt ihr uns noch empfehlen? Schreib uns einen Kommentar!