Artikel: Kinderbuchmacherin Silke Schellhammer im Interview
 
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Silke Schellhammer über Superkräfte und Superschulen

Superkräfte sind super! Oder doch nicht? Lies hier das Interview mit School-of-Talents-Autorin Silke Schellhammer!

Leseliebe: Frau Schellhammer, bevor Sie Kinderbuchautorin wurden, studierten sie Sport, arbeiteten als Physiotherapeutin und schrieben für medizinische Verlage. Wie ist es dazu gekommen, dass Sie mit diesem erwachsenen Sport-Medizin-Hintergrund dann zu einer ‚Kinderbuchmacherin‘ wurden und zur Erfinderin so lustig-fantastischer Geschichten wie „School of Talents“?

Silke Schellhammer: Wahrscheinlich sollte die Frage eher lauten, warum ausgerechnet jemand wie ich, die es liebt zu fabulieren und absurde Situationen zu konstruieren, wissenschaftliche Texte schreibt. Ich denke, beide Bereiche vereinen meinen Wunsch, Dinge zu hinterfragen und zumindest erzählerisch Gegebenheiten ändern zu können, wenn ich sie so nicht in Ordnung finde.

Leseliebe: In der Reihe „School of Talents“ geht es um ein Internat für Kinder mit Supertalenten. Aber obwohl Superkräfte der Traum vieler Kinder sind, will die Hauptfigur Alva ihr Talent Tiere zu verstehen am liebsten loswerden. Wie kamen Sie auf die Idee von der unerwünschten Gabe?

Silke Schellhammer: Vielleicht habe ich als Kind einmal zu viel gehört, dass jede Medaille zwei Seiten hat. Oder auch: „Wo Licht ist, ist auch Schatten“. Kalenderweisheiten kursieren in meiner Familie zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit. Deshalb suche ich vermutlich fast automatisch überall nach einer Kehrseite. Ich denke, so kommt man zu dem Punkt, dass Superkräfte durchaus auch lästig sein könnten.

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School of Talents

Leseliebe: Welche Superkraft aus Ihrer Buchreihe hätten Sie selbst gerne? Welche auf gar keinen Fall?

Silke Schellhammer: Auf keinen Fall wollte ich Gedanken lesen können. Eher bilde ich mir ein, alle denken gut von mir, als die wahrscheinlich demoralisierende Wahrheit zu erfahren. Viel lieber würde ich fliegen können. Das wäre großartig. Vernünftiger wäre es allerdings, wenn ich mir wünschen würde, die Zeit anhalten zu können. Denn dann würde ich nicht immer mit allem erst auf den letzten Drücker fertig werden.

Leseliebe: In der „School of Talents” findet der Unterricht nicht frontal in klassischen Unterrichtsräumen statt, sondern eher in Erlebnisräumen à la Indoor-Spielplatz. Was gefällt Ihnen an dem alternativen Unterrichts-Konzept in der „School of Talents“ selbst am besten?

Silke Schellhammer: Oh nein, es ist total schwer, da nur EINEN Aspekt rauszugreifen. Wahrscheinlich trifft „Die Lust am Entdecken zu bewahren“ den Kern des Konzepts am ehesten. Kinder sind von Natur aus extrem ausdauernde Forscher*innen. Ein Baby lässt nicht locker, bis es endlich auf zwei Beinen steht. Kleinkinder arbeitet wie besessen daran, ein so komplexes System wie Sprache anwenden zu können. Zusammenhänge ergründen zu wollen, ist die Triebfeder jedes Lernprozesses und das wollte ich schon in der Gestaltung der Schule anklingen lassen. Ein Raum, den jedes Kind, und ich glaube auch viele Erwachsene sich unbedingt näher ansehen wollen. Ich finde die größte und sicher auch härteste Aufgabe von Schule sollte es sein, die Neugierde von Kindern zu wecken, dass sie anfangen, Fragen zu stellen und dann den Rahmen zu bieten, dass die Kinder selbst nach den Antworten suchen können.

Leseliebe: Neben spannenden Rätseln, witzigen Begebenheiten und den fantasievollen Superkräften der Kinder geht es in der „School of Talents“ auch viel um Außenseitertum und Vorurteile. Was würden Sie sich wünschen, dass Kinder zu diesen Themen aus der Buchreihe mitnehmen?

Silke Schellhammer: Ich würde mich riesig freuen, wenn meine Bücher dazu beitragen, „anders zu sein“, als etwas Großartiges und Erstrebenswertes zu begreifen, das man unbedingt kennenlernen möchte. Denn dadurch würde Individualität nicht nur theoretisch mehr Achtung erfahren und als Chance und nicht als Hindernis gesehen werden. 

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School of Talents Buchreihe

Leseliebe: Die „School of Talents“ hat schon viele, viele Fans. Was können Sie ihnen über die weitere Planung der Buchreihe verraten?

Silke Schellhammer: Aktuell schreibe ich an Band 5. Wir, die Mitarbeiter*innen des Carlsenverlags und ich, denken auch schon über weitere Bände nach. Und da gibt es noch jede Menge Abenteuer, die erzählt werden wollen.

Leseliebe: Sie haben einen magischen Wunsch frei und dürfen drei Bücher bestimmen, die jedes Kind auf der Welt in seiner Kindheit liest. Abgesehen von Ihren eigenen, für welche Bücher entscheiden Sie sich?

Silke Schellhammer: Auf jeden Fall mindestens ein Buch von Astrid Lindgren, „Pipi Langstrumpf“ oder „Michel aus Löneberga“, weil man gar nicht früh genug lernen kann, dass man sich weniger um Konventionen scheren sollte. Dann würde ich „Vier Wünsche ans Universum“ von Erin Entrada Kelly vorschlagen. Eine Geschichte, in der sich alle irgendwie wiederfinden und die genau so überall passieren kann, oder eben auch nicht. Und last but not least, Andreas Steinhöfels „Rico, Oskar und …“ egal welchen Band, am besten alle; für Humor, Herzenswärme und ganz großartige Erzählungen.

Leseliebe: Was macht ein gutes Kinderbuch für Sie aus?

Silke Schellhammer: Ich erweitere das mal allgemein auf Bücher. Für mich erzählt ein gutes Buch eine großartige Geschichte. Aber ein wirklich richtig gutes Buch begleitet einen in Gedanken weiter.

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School of Talents Autorin Silke Schellhammer

Leseliebe: Welches Kinderbuch oder welche Lese-Situation hat in Ihrer eigenen Kindheit einen Eindruck hinterlassen, der bis heute nachwirkt und warum?

Silke Schellhammer: Da muss ich keine Sekunde nachdenken, denn dieses Buch habe ich wahrscheinlich zwanzig Mal gelesen. Es war „Der kleine Wassermann“ von Ottfried Preussler, der mich nicht nur an versteckte Welten hat glauben lassen, sondern mich so sehr gefangen genommen hat, dass ich auf der Suche danach mehrfach durch den Bach in der Nähe meines Elternhauses gestiefelt bin.

Leseliebe: Ergänzen Sie doch netterweise den folgenden Satz für uns: Leseliebe ist

… eine fantastische Reise zu erleben, ohne das Bett zu verlassen.

Autorin

Silke Schellhammer

Silke Schellhammer schrieb als studierte Sportwissenschaftlerin und ausgebildete Physiotherapeutin erst einmal für medizinische Verlage, bis sich ihre Vorliebe fürs Anekdotische und Fantasievolle Bahn brach und sie 2016 ihren ersten Roman veröffentlichte. Seitdem dürfen wir uns regelmäßig über neue Kinder- und Jugendbücher von ihr freuen, zum Beispiel über die Reihe „School of Talents“.

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Kinderbuchmacherin Silke Schellhammer

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