abenteuerlich – liebevoll – schräg

Die zwei Dachskinder Lisa und Fredi planen einen supertollen Sommer-Ausflug mit ihren Eltern. Doch dann kommt in letzter Minute ein Notfall dazwischen und statt auf einem Ausflug mit ihren Eltern sind die Kinder plötzlich für eine Woche im Altersheim bei ihren Großeltern einquartiert. Klingt nicht gerade spaßig, finden Lisa und Fredi. Wird es dann aber doch. Denn auch mit alten Leuten kann man tolle Abenteuer erleben … oder sogar gerade. Dafür sorgt neben einem Schwimmteich und Unterhaltungsangeboten wie Spiele- und Geschichtennachmittagen unter anderem die Altersdemenz bei einigen Bewohner*innen. Denn die bringt so einige Überraschungen mit sich. Zum Beispiel kommt die alte Kranichdame Ilse auf die Idee, den Dachskindern das Fliegen beibringen zu wollen. Dachse, die fliegen? Vollkommen ausgeschlossen! Oder doch nicht? So sorgt jeder neue Wochentag für ein frisches Abenteuer zum Vorlesen, Drüber-Reden, Kichern und Weiterspinnen.

Es ist eine erstaunlich ungewöhnliche Idee, eine sommerliche Tier-Abenteuer-Geschichte für Kinder in einem Altersheim spielen lassen und sie dann auch noch mit dem Thema Demenz zu verbinden. Noch erstaunlicher ist, dass das total gut funktioniert. So sorgt gerade das unberechenbare Verhalten der verwirrten Tiere für ein ganz eigenes Abenteuerfeeling à la Horizonterweiterung. Und obwohl sich daraus auch häufig lustige Szenen ergeben, wird keines der Tiere vorgeführt. Im Gegenteil wecken die liebevollen Schilderungen von Christian Dreller massig viel Verständnis für diese eigenartige Kombination von Mega-viel-Draufhaben und Hilflos-wie-ein-Baby-Sein, die mit dem Altwerden oft einhergeht. Und weil die Geschichte in der von Kindern so heiß geliebten Tierwelt spielt, ist die optimale Balance zwischen Anteilnahme und Distanz gewährleistet, die die Auseinandersetzung mit solch wuchtigen Themen für Kinder herrlich einfach macht. Zum einen sensibilisiert und enthemmt das Vorlesebuch dadurch großartig für den Umgang mit dem Alter, zum anderen unterhält und amüsiert es tierisch gut.

Der Titel „Woche voller Abenteuer“ ist durchaus wörtlich zu verstehen. Das wird einem spätestens dann klar, wenn man die Seite mit dem Inhaltsverzeichnis aufschlägt. Denn dort ist jede der sieben Geschichten einem Wochentag zugeordnet. Und weil die Geschichten in einer cool verwinkelten Baumhaus-Residenz spielen, findest du die Wochentage an jedem Kapitelanfang noch einmal in bunten Blattillustrationen wieder. Das Blatt mit dem aktuellen Tag ist dann jeweils hervorgehoben. Während ihr euch also durch die 80 Seiten mit Text und kunterbunten Bildern von Katja Wehner lest, lernt dein Kind ganz nebenbei die Wochentage und ihre richtige Reihenfolge kennen. Super, oder? Im Vordergrund steht aber natürlich immer der Lesespaß. Bei den seitenfüllenden, zauberhaft gestalteten Illustrationen macht man zum Beispiel zwischendurch gerne eine Pause zum ausgiebigen Betrachten. Und im Text sorgen farbige Hervorhebungen mit Großbuchstaben gleichermaßen für ein lebendiges Textbild wie für automatische Betonungen beim Lesen. Auf geht’s in eine Woche voller Abenteuer!

Wie findest du die Idee, Kinder eine Woche im Altersheim einziehen zu lassen? Kannst du uns weitere Kinderbücher empfehlen, die das Thema Demenz spielerisch nahebringen? Oder möchtest du uns vielleicht noch eine andere tolle Sommergeschichte für Kinder ans Herz legen? Dann schreib uns gerne einen Kommentar!