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Warum Kinder Tiere (im Kinderbuch) lieben

Tierische Held*innen, Tiergeschichten, Sachwissen über Tiere – Kinderbücher und Tiere gehören einfach zusammen. Wir verraten warum! 

Kaum ein Kinderbuch kommt ohne Tiere aus. Mal sind sie treue, schmusige Begleiter des menschlichen Helden, mal ist das Tier selbst der Kinderbuchheld. Tiere im Kinderbuch dienen als Symbole oder lehrreiche Beispiele, sie sind Gefährten oder Ratgeber, unterhalten und bewegen. Als Hauptfiguren werden sie häufig anthropomorph dargestellt, das heißt mit menschlichen Verhaltensweisen. Gerade im Bilderbuch sind sprechende Tiere, die in Betten schlafen und am Esstisch essen vollkommen normal, zum Beispiel „Pip und Posy“ oder „Bär und Tiger“. Auch in alten Märchen sind Tiere allgegenwärtig. Denk nur mal an „Die Bremer Stadtmusikanten“ oder „Der gestiefelte Kater“. Es gibt sogar eine eigene literarische Gattung der Tiergeschichten: die Fabeln. Darin stehen die Tiere jeweils für eine vorherrschende Eigenschaft und werden zu Vermittlern von Weisheiten. Die weise Eule, der listige Fuchs, der schnelle Hase zum Beispiel. Und dann gibt es noch soooo viel Sachwissen über Tiere wie Insekten, Tiere im Regenwald oder Haustiere.

Tiere wecken das Interesse

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Warum Kinder Tiere (im Kinderbuch) lieben

Warum aber sind die Tier derart im Kinderbuch präsent? Nun, alleine evolutionsbedingt ist es so eingerichtet, dass lebendige Wesen mehr Interesse wecken als unbelebte Objekte. Schließlich könnte von dem, was sich da bewegt, auch eine Gefahr ausgehen. Daher zeigen schon die Kleinsten eine besondere Aufmerksamkeit, sobald ein Tier in ihr Gesichtsfeld tritt. Das weitet sich schnell aus zu einer großen Neugier auf diese Wesen, die so anders sind als man selbst. Viele Haustiere sind flauschig wie Kuscheltiere und fressen einem aus der Hand, wilde Tiere sind gefährlich. Einige sind riesig, andere winzig klein. Die einen haben Federn, die anderen Fell, wieder andere Schuppen. Tiere lösen bei Kindern schnell und stark Gefühle aus und das macht sie zu hochspannenden Themen im Sachbuch und zu idealen Sympathiefiguren im Bilderbuch und Kinderbuch.  

Tiere sind die besten Freunde

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Warum Kinder Tiere (im Kinderbuch) lieben

Soziale Beziehungen mit Tieren sind einfach: Fütterst du sie, wendest etwas Zeit auf und gehst vernünftig mit ihnen um, zeigen sie schnell Zuneigung oder lassen deine über sich ergehen. Was die Tiere dabei denken, lässt sich nur raten. Schade, könnte man meinen. Doch ist gerade das ein Punkt, der Tiere zu idealen Kinderbuchhelden macht. Weil Tiere im echten Leben nicht reden, kann man nämlich alles Mögliche an Gedanken auf sie projizieren. Dass du für sie der tollste Mensch überhaupt bist, zum Beispiel. Dass sie dich cool oder hübsch finden, die gleichen Dinge mögen und dieselben Leute blöd finden. Das macht sie zu den allerbesten Gefährten, im echten Leben und im Buch. Wenn das Tier dann durch Magie plötzlich doch reden kann und all das, was man sich im Stillen wünscht, im Buch wirklich sagt („Die Schule der magischen Tiere“), ist das eine wunderbare Bestätigung.

Tiere im Kinderbuch: sympathische Identifikationsfiguren und Vertraute

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Warum Kinder Tiere (im Kinderbuch) lieben

Ob man einen Menschen mag, hängt von vielen Faktoren ab. Tierische Helden in Kinderbüchern machen es einem leichter, weil man ihnen auf den ersten Blick bestimmte Eigenschaften zuordnet. Die Maus zum Beispiel ist klein, harmlos und niedlich und eignet sich daher hervorragend als Identifikationsfigur für kleine Kinder („Pip und Posy“). Werden die Kinder größer, werden es oft auch die Tiere. Sie werden exotischer, wilder, komplexer. „Ich bin heute löwenlaut“ heißt es dann. Verblasst zu Beginn der Grundschulzeit dann die ‚magische Phase‘, in der es durchaus möglich scheint, dass Tiere im Geheimen reden können, werden häufig auch die Tiere im Kinderbuch realistischer. Statt den menschlichen Helden zu ersetzen, begleiten sie ihn und transportieren Loyalität, Vertrauen und Geborgenheit. Zeigen die Tiere dennoch menschliche Eigenschaften, gibt es dafür spezielle Erklärungen. Zum Beispiel sind es magische Tiere oder die Hauptfigur im Kinderbuch kann auf wundersame Weise mit Tieren sprechen („Liliane Susewind“).  

Wie Tiere im Kinderbuch Kindern im wirklichen Leben helfen

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Warum Kinder Tiere (im Kinderbuch) lieben

Um eigene Probleme lösen zu können, muss man ein wenig auf Abstand zu ihnen gehen. Sonst steckt man zu tief drin und sieht den sprichwörtlichen Wald vor lauter Bäumen nicht. Deswegen sind tierische Helden ideale Vorbilder und Helfer für das Lösen echter Konflikte. Tiere mit menschlichen Zügen sind Kindern in ihren abstrakten Eigenschaften nämlich einerseits ähnlich und sympathisch. Andererseits sind sie unähnlich genug, um Kindern etwas wie eine verstehende Distanz zu ermöglichen. Dadurch können Botschaften besonders effektiv vermittelt werden. Anders gesagt: Kinder fühlen mit den Tieren mit und identifizieren sich mit ihnen. Durch den dennoch verbleibenden, offensichtlichen Unterschied können sie aber Probleme und den Umgang mit ihnen leichter verstehen und die Lösung für sich nutzen. Dieser Mix aus Nähe und Distanz, die Vereinfachung auf wenige hervorstechende Eigenschaften und die starke emotionale Wirkung – das ist es, was tierische Kinderbuchhelden so großartig macht. 

Wusstest du, dass …

in einer Familie nicht die Geschwister, sondern die Haustiere als die besten Freunde wahrgenommen werden und der Kontakt zu ihnen mehr Zufriedenheit spendet als der zu Bruder oder Schwester? Das ergab jedenfalls eine Studie an der Cambridge University (01/2017). 

Tiere im Kinderbuch: Welche Tiere gibt es?

Die tierische Vielfalt im Kinderbuch ist riesengroß. Hier haben wir dir eine kleine Übersicht der beliebtesten Kinderbuch-Tiere zusammengestellt: 

  • Haustiere: Hund und Katze, Kaninchen und Meerschweinchen interessieren Kinder sowohl im Sachbuch als auch in tierischen Geschichten. Von Hund Timmy („Fünf Freunde“) über Kater Mau („Conni“), Hase Pip und Meerschweinchen Madonna („Die Schule der magischen Tiere“) sind diese Tiere besonders häufig im Kinderbuch zu finden. Vor allem bei den ganz Kleinen, die am liebsten alltagsnahe Kinderbücher mögen und bei den Großen, die sich nach treuen Begleitern im echten Leben sehnen, stehen die klassischen Haustiere hoch im Kurs.  
  • Bauernhoftiere: Kuh, Schweine, Schafe, Ziegen, Hühner oder Mäuse leben in enger Gemeinschaft mit den Menschen und haben daher im Kinderbuch einen Vertrauensbonus. Man kann sie im echten Leben besuchen, im Sachbuch mehr über sie erfahren oder im Kinderbuch mit ihnen Abenteuer in einer idyllischen Bauernhof-Umgebung erleben („Lieselotte“).  
  • Pferde: Pferdebücher faszinieren vor allem Mädchen im Grundschulalter. Deswegen gibt es auch zahlreiche Buchreihen über Pferde, Reiterhofgeschichten und Sachbücher ohne Ende über Ponys und Pferde. 
  • Wilde Tiere: Affen, Löwen oder Bären punkten durch ihre exotische Andersartigkeit oder Wildheit. Wenn die Welt von Kindern in der magischen Phase zwischen drei und fünf Jahren sprunghaft größer wird, wächst das Interesse an ihnen und sie werden zu idealen Identifikationsfiguren für Trotzphase, erste Abnabelung und ähnliches.  
  • Tiere im Meer: Wale, Delfine, Schildkröten, bunte Fische, Tiefseefische – spätestens  seit dem Disney-Erfolg „Findet Nemo“ sind Fische, Schildkröten, Wale & Co. absolut in.  
  • Tiere im Wald: Fuchs, Dachs, Reh, Eichhörnchen und andere Tiere aus den heimischen Wäldern lassen sich sogar im echten Leben beobachten und sind daher vielfach Thema von Sachbüchern übers Fährtenlesen. Sie verkörpern eine ideale Kombination aus heimischer Vertrautheit und wilder Freiheit. 
  • Vögel: Als Kinderbuchheld hat sich unter den Vögeln vor allem die Eule durchgesetzt. Sonst laden Vögel eher im Sachbuch dazu ein, sie zu beobachten und zu bestimmen. 
  • Insekten: Sie sind überall, ganz gleich ob ihr in der Stadt oder auf dem Land wohnt und stehen für faszinierende Fakten und unglaubliche Rekorde. Daher sind Sachbücher über Insekten von Bienen über Käfer bis hin zu Spinnen ein idealer Einstieg in Naturforscher-Expeditionen. 
  • Dinosaurier, Drachen, Einhörner & andere Fabelwesen: Eine besondere Faszination geht für Kinder auch von Tieren aus, die es (heute) gar nicht gibt. Sie kehren dem grauen Alltag komplett den Rücken und nehmen dein Kind mit in längst vergangene Zeiten oder bunt-magische Fantasiewelten. Das bietet starke Emotionen und einen tollen Urlaub von der Wirklichkeit.

Erinnerst du dich noch an tierische Kinderbuchhelden aus deiner eigenen Kindheit? Welchen mochtest du am liebsten? Hat dein Kind ein Lieblingstier im Kinderbuch? Was gefällt ihm an dem Tier besonders gut? Schreib uns einen Kommentar! 

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